Die Stadt Düsseldorf unterstützte unser Projekt mit einer Förderung des Kulturamts für die Workshops und die Wirtschaftsförderung schenkte uns einen Ausstellungsplatz zu den Fashion Days. Wir konnten mit Hilfe der Diakonie Düsseldorf und Mitwirken vieler weiterer Menschen die Projektarbeit in der Innenstadt zum Fashion Festival ohne Budget realisieren. Eine wunderbare und neue Erfahrung für mich persönlich, denn im Business von Mode und Werbung ist mit reiner Menschlichkeit keine Projekt Idee umsetzbar.

Die Präsentation in der Öffentlichkeit zur DFD Festival Edition mitten in der Einkaufszone während der Modemesse gab den Teilnehmerinnen gleichermassen eine Wertschätzung ihrer künstlerischen Arbeit sowie ihrer persönlichen Geschichte. Ganz Frau sein ohne Einschränkungen war für die Teilnehmerinnen mit jüngster Fluchtgeschichte nicht so normal, wie für uns, die wir hier leben. Über Kleidung als Kunst eine individuelle Haltung zu repräsentieren, war für alle neu und ganz besonders.

Als Designer:Innen haben wir viel Neues über Kleidung anderer Kulturen gelernt und in Gesprächen beim Fashion Event weiter geben können. Über Mode, Kunst und Kleidung sind wir in den Austausch mit Passanten aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten gelangt. Integration und Migration als polarisierende Themen in unserer Gesellschaft fanden an unserem Stand einen ungewöhnlichen und harmonischen Ort der Kommunikation. Die Besonderheit der Kleid-Kunst-Werke im Mode-Kontext der Messe Stadt Düsseldorf boten uns eine Plattform mit besonders respektvollem Umgang.

Eine Ballett Inszenierung der HHU Ballet-Company unterstütze unser Event mit ausdrucksstarkem Tanz und holte damit die Aufmerksamkeit der Passanten zu unserer Ausstellung. Dunkle Fluchthemden aus der ursprünglichen Lesbos Idee von Irene transportierten über Bewegung die Emotion von Schmerz, Zerrissenheit und Veränderung. Uwe Schimera hatte seine Installation „EUROPA“ an Puppen dekoriert, die ein permanenter Hingucker vor unserem Ausstellungszelt war. Zur Tanz Performance bildete diese Flucht Szenerie Bühne und Background und wurde zum passenden Intro unserer Darstellung der individuellen Kleid-Kunst-Werke an Büsten oder getragen von den den Teilnehmerinnen selber.

Als rein akustischer Programmpunkt klangen zur Verdeutlichung unserer Gemeinsamkeiten als Menschen die ersten Artikel aus der Charta der Menschenrechte in deutscher Sprache über den Platz. In ihrer jeweiliger Muttersprache trugen unsere Teilnehmerinnen ebenfalls die Artikel der Menschenrechte vor. Im selbst kreierten Flucht-Kleid lasen manche ihre eigenen Texte auf deutsch oder in Muttersprache und formten so das emotionale Highlight unserer Präsentation.

Die ausgedruckten, persönlichen Texte zu den Kleid-Kunst-Werken vermittelten zusätzlich spannende Einblicke ins Erlebte der Teilnehmerinnen. Sowohl unserer Gruppe als auch dem interessierten Publikum, den professionellen Einkäufern der Mode Messe und Diligierten der Stadt ging diese Darbietung unter die Haut. Junge Studierende, die ihre Normalität als Migrant:innen hier erfahren, erzählten älteren Menschen, die hier ihre Kindheit im Krieg erlebten, dass die „europäische Flüchtlingskrise“ für sie in ihrem Heimatland die „große Chance auf Zukunft“ bedeutete. Der Austausch der unterschiedlichen Generationen und Nationen auf emotionaler Ebene an diesem Samstag in Düsseldorf, machte menschliche Annäherung durch Mode, Kunst und Kommunikation in selbstverständlicher und respektvoller Nähe erfahrbar.

Wir inszenierten am 22. Juli quasi unser Fazit, was bereits nach dem ersten Workshop klar feststand: Ängste und Emotionen einer erlebten Flucht und Migration sind absolut ähnlich und vergleichbar. Es sind einfach menschliche Emotionen über jede Landesgrenze und Kultur hinaus. Mit unseren Teilnehmerinnen erlebten wir in diesem Sommer, dass simple Menschlichkeit eine Verbindung und Brücke über alle Grenzen zueinander ist.

Birgit Schwitalla